Nicole, können Sie sich kurz vorstellen?
Mein Name ist Nicole Brambor, ich bin 55 Jahre alt und lebe in der Nähe von Düsseldorf. Ich arbeite seit fast 14 Jahren für die Firma VelopA GmbH als Sales Manager. In den letzten 10 Jahren habe ich mich vor allem auf das Projektgeschäft zum Thema Fahrradparken spezialisiert sowie auf maßgeschneiderte Lösungen in diesem Bereich und wie wir die Wünsche der Kunden realisieren können.
Ich bin gelernte Einzelhandelskauffrau im Juwelierbereich. Danach habe ich einige Jahre Geschäfte für die Firmen Montblanc und Pomellato geleitet. Um wieder kreativer arbeiten zu können, bin ich später zu den spanischen Unternehmen Kettal gewechselt, die jemanden suchten, der kreative Ausstattung gestalten kann. Von da aus bin ich zu VelopA gekommen. VelopA war zu dieser Zeit in den Niederlanden schon Marktführer und brauchte jemanden, der den deutschen Markt für sie öffnet.
Welche Erfahrung haben Sie bei VelopA gesammelt und welche Projekte sind Ihnen besonders in Erinnerung? Die Anzahl der von mir vorgeschlagenen und realisierten Projekte in den letzten 14 Jahren kann ich in Zahlen nicht mehr benennen. Die GmbH bearbeitet den gesamten deutschsprachigen Raum. Es bleiben immer einige schöne Projekte in Erinnerung. So ist der Bahnhof Salzburg mit seinem architektonisch sehr schönen Fahrradparkhaus ein besonderes Projekt. Ebenso das Fahrradparkhaus Postparc Bern. Dieses war eines der Ersten, das mit unserem Easylift Doppelstock-Fahrradparkern ausgestattet wurde. Auch die Fahrradabstellanlage der Hochschule in Düsseldorf oder die neue Bahnstadt in Opladen. Es gibt sehr viele schöne Radstationen, die wir geplant und realisiert haben und wo unser Easylift heute genutzt wird. |
Wie hat sich das Thema Radfahren/Parken im Laufe der Jahre verändert und wo sehen Sie zukünftige Herausforderungen?
Die Zahl der Fahrräder in Deutschland hat in den vergangenen Jahren beständig zugenommen. Nach Angaben des Zweirad- Industrie-Verbands belief sich der Fahrradbestand in Deutschland 2020 auf 81 Millionen Stück. Im Jahr 2005 waren es noch rund 14 Millionen weniger. 2021 gab es ca. 8 Millionen E-Bikes in privaten Haushalten. Das Radfahrverkehrsaufkommen hat während der Corona Pandemie weiter zugenommen und gewinnt damit zusätzlich an Bedeutung. 80% der Deutschen nutzen das Fahrrad und 55% halten es für ein unverzichtbares Verkehrsmittel. Radfahren und Mobilität sind in den Mittelpunkt gerückt und immer mehr Menschen steigen aus dem Auto aus und entscheiden sich für das Fahrrad. Die COVID-19 Krise hat die Diskussion um die Lebensqualität und die Nachhaltigkeit in unseren Städten verändert.
Es ist jetzt die Aufgabe der Städte dies aufzugreifen und die Fahrradinfrastruktur zu stärken. Fahrradfreundlich zu sein ist auch ein wichtiger Standortfaktor für alle Städte und Gemeinden. Umfragen belegen, dass Städte, Gemeinden und Regionen mit einem hohen Anteil an Radfahrern als besonders attraktiv und lebenswert empfunden werden.
Es ist wichtig, dass Fahrradfahren im öffentlichen Raum sicherer wird durch eigene Radwege und Radstraßen. Aber auch das sichere Abstellen von Fahrrädern spielt eine große Rolle. Hier beraten wir Städte und Gemeinden aber auch den Wohnungsbau, für den sich ebenfalls viel verändert hat. Der Wohnungsbau muss zusätzliche Abstellplätze für Fahrräder generieren und das meist auf sehr kleiner Fläche.
Fahren die Menschen in Deutschland Ihrer Meinung nach mehr in der Freizeit mit dem Rad oder hauptsächlich im Berufsverkehr. Erwarten Sie einen Anstieg der Nutzung und warum?
Wenn man an Stau, Verkehrslärm und Abgase denkt, steht meist der Berufsverkehr im gedanklichen Fokus. Tatsächlich entsteht aber der meiste Verkehr heute in der Freizeit. Das sind Fahrten zu diversen Aktivitäten wie Hobby, Sport, Veranstaltungen, Besuchen von Freunden und Verwandten, Ausflügen und Spaziergängen. Diese Fahrten machen bundesweit schon über 30% Anteil des Gesamtverkehres und sogar rund 40 % der Verkehrsleistung (gefahrene Kilometer) aus, mit steigender Tendenz. Der Berufsverkehr erreicht nicht einmal die Hälfte davon. Am Wochenende kann der Anteil des Freizeitverkehrs sogar noch von 30% auf bis zu 70% ansteigen. Das hat auch etwas mit den E-Bikes zu tun, die sich immer mehr Menschen anschaffen. Und natürlich auch unser geändertes Umweltbewusstsein.
Gibt es einen Unterschied zwischen Männern und Frauen?
Ich denke, dass es einen Unterschied zwischen Männern und Frauen beim Radfahren gibt, auch wenn ein Fahrrad wie ein geschlechterneutrales Verkehrsmittel aussieht. Frauen haben ein höheres Sicherheitsbedürfnis als Männer. Frauen wünschen sich ein einfaches Fahrradparken und getrennte Radwege, auf denen sie sich sicher bewegen können. Wenn man sich aber die Verkehrspolitik der letzten Jahre ansieht, werden die verkehrspolitischen Maßnahmen in erster Linie für junge, männliche Schnellradler gemacht. Die Zahlen belegen, dass besonders Frauen abgetrennte Radwege für ihre Sicherheit brauchen. 76% der Frauen, die bereits mit dem Rad fahren, sagten aus, dass sie auf abgetrennten Radwegen mehr Fahrrad fahren würden. Dies ist auch bei der Planung von Fahrradabstellanlagen zu berücksichtigen.
In den Niederlanden sehen wir einen Trend zu unterirdischen Fahrradabstellplätzen und vielen verschiedenen Fahrradtypen. Trifft das auch auf Deutschland zu. Sehen Sie Gemeinsamkeiten und Unterschiede?
Wir haben im Unterschied zu den Niederlanden in Deutschland in vielen Gebieten kein Platzproblem. Daher werden bei uns viele Fahrradabstellanlagen oberirdisch gebaut. Außerdem sind die Fahrradabstellanlagen in Deutschland oftmals kleiner als in den Niederlanden. Auch dies wird sich in den nächsten Jahren noch einmal verändern, wenn der Fahrradmarkt so weiterwächst. Es ist sicherlich architektonisch schöner die Fahrräder unterirdisch zu parken als sichtbar im öffentlichen Raum.
Was genau beinhaltet die DIN 500 Normung/Zertifizierung?
DIN 79008-1 Diese Norm legt Anforderungen für Fahrradparksysteme fest. Sie gilt nicht für Fahrradparksysteme zum Abstellen von Transport- und Lastenfahrräder. Die DIN zertifizierten Fahrradständer müssen einen Radabstand von 50 cm von Fahrrad zu Fahrrad in einer hoch/tief Einstellung haben. Außerdem muss eine Rahmen-Anbinde- Vorrichtung vorhanden sein. Die DIN beinhaltet zusätzlich auch Produktionsrichtlinien gegen Verletzungsgefahr, Einklemmen der Finger oder auch die Kennzeichnung der Fahrradstellplätze im öffentlichen Raum.
Kurz, die DIN regelt, dass nicht nur das Fahrrad sicher steht, sondern auch, dass die Fahrräder benutzerfreundlich geparkt werden können. Besonders wichtig ist, dass Doppelstock-Fahrradparker in der oberen Etage mit eine Gasdruckfeder ausgestattet sind.
Gibt es ein anderes Projekt in Deutschland in Bezug auf Fahrradparken, das Sie erwähnen möchten und warum gerade dieses Projekt?
Das Fahrradparkhaus in Köln an der Universität. Dieses Parkhaus ist mit unserem Doppelstocksystem Easylift ausgestattet. Einige Plätze habe Ladearme in den unteren Etagen, so dass E-Bikes aufgeladen werden können. Zusätzlich verfügt das Parkhaus über ein Leitsystem. Es ist das erste Parkhaus, dass besetzte und freie Plätze auf einer elektronischen Tafel am Eingang anzeigt.
Vielen Dank für das Interview
Gern geschehen